Dohlen am Kirchturm

Dohlen in Heiligendorf (Wolfsburg) im Frühjahr 2021

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Dohlen zählen zu den kleinsten Rabenvögeln. Meist brüten sie in Kolonien. Als Höhlenbrüter dienen oft ausgediente Specht Höhlen, kleine Gebäudenischen oder sogar ausgediente Kaninchenbaue. Im Mittelalter wurden bewusst Nistkästen an Kirchen angebracht, oder schon beim Bau der Kirche kleine Nischen vorgehalten. Der Grund hatte keinen humanen Hintergrund. Junge Dohlen galten als Leckerbissen. Als die Pest in Europa wütete, wurden die Rabenvögel durch Aberglauben erbarmungslos gejagt. Aber auch in der Neuzeit hatten sie keinen guten Stand. Noch vor 40 Jahren galten Rabenvögel unter Jägern als Schädlinge, die Niederwild vernichten. Das ist natürlich reiner Unsinn. Aber man glaubte, wenn ein Rabe auf einem toten Hasen saß, dass er der Grund für den Tod war. Der Kolkrabe, als größter Rabenvogel der Welt, war aus diesem Grund vor 40 Jahren bei uns so gut wie ausgerottet. Nach dem Verbot der Jagd, erholt sich der Bestand dieser schlauen Vögel. Rabenvögel beherrschen, genau wie die Menschen, das Täuschen, Tricksen und Verstecken von Nahrung gegenüber ihren Artgenossen. Raben bilden eine sehr feste Partnerbindung, die ein Lebelang anhalten kann. 

Zurück zu den Dohlen. In einem Nachbarort von mir wurden vor 7 Jahren, mit der Genehmigung der Kirchengemeinde Sankt Adrian, von der NABU Nisthilfen für Dohlen im Kirchturm angebracht. Diese fanden schnell Zuspruch bei den Vögeln. Mittlerweile hat sich eine stabile, lebhafte Kolonie gebildet. Gerade im Frühjahr, zur Balz und Nestbau, ist reges Treiben zu beobachten.

Ein Grund für mich, diese hübschen Vögel mit der Kamera  bildlich festzuhalten.

 

Es gibt die vier "W`s" bei der Vogelfotografie

 

Was möchte ich fotografieren?

 

Wenn ich Vögel fotografiere, genießen diese meine vollste Aufmerksamkeit. Ich informiere mich vorher über die Verhaltensweisen und Lebensräume der Vögel. Auch entwickle ich schon im Kopf paar Einstell-Szenarien. Sind es flinke Vögel, oder eher behäbige?  Beifang, der vorbeikommt, wird natürlich gerne mitgenommen.

 

Die Verhaltensweisen der Dohlen sind mir schon seit Kindheit bekannt. Von Hand aufgezogene Dohlen werden sehr zahm. Sie lernen schnell kleine Kunststückchen.

 

Wo will ich fotogarfieren?

 

Die Auswahl der Standorte muss gut gewählt sein. Wo steht die Beobachtungshütte, wie sind die Lichtverhältnisse? Kann ich den Vogel schön freistellen?

 

Bei den Dohlen ist der Standort nicht optimal, durch die Höhe der angebrachten Nistkästen. Also musste ich mir genau überlegen, wie ich sie am besten in Szene setze. Der harmonische beige Hintergrund des Sandsteingebäudes half, die Tiere mit ihrem dunklen Gefieder freizustellen. 

 

Wann will ich fotografieren?

 

Hier ist die Uhrzeit und die Jahreszeit zu beachten. Balzende Vögel haben ihren Tages-Rhythmus. Das kann auch schon mal ganz schön früh sein. Beim Birkwild mussten ich noch im Dunklen im Versteck sein. Um 9 Uhr war das Spektakel der Balz vorbei. Auch die Jahreszeit ist wichtig. Wann ziehen die Kraniche? Wann paaren sich die Bienenfresser?

 

Bei den Dohlen ist auch hier die schönste Zeit im Frühjahr, zur Balzzeit. Kleine Stöckchen werden übergeben und beide Tiere sind gleichzeitig vor Ort am Brutkasten. Der zweite gute Zeitpunkt ist kurz vor dem Ausfliegen der Jungen. Da stecken sie, bettelnd nach Futter, ihre Köpfe aus der Nisthöhle. Auch ist der Vormittag und der Nachmittag zu empfehlen. Der Sonnenstand ergibt weiches, harmonisches Licht. Die Farben kommen satter herüber.

 

Wie will ich die Vögel aufnehmen?

 

Hier entscheiden sie bewusst über die Einstellung ihrer Kamera und können somit ihre Aufnahmen beeinflussen. Ein Beispiel: Als ich das erste mal auf "Bienenfresser" ansaß war ich so geflasht von den Farben der Vögel, dass ich einfach nur mit meiner Kamera draufgehalten habe. Ein Jahr später, hatte ich den zweiten Ansitz bei meinen Bienenfressern. Diesmal zur Paarungszeit. Und diesmal wollte ich viele Aktionsfotos schießen. Bewusst wählte ich zwischen Zeit- Blendenautomatik und die manuelle Einstellungen.

Bei den "Kranichen" habe ich auch mehrere Ansitze gehabt, und auch hier verschiedene Techniken angewandt.

Oft gehe ich, selbst bei der Vogelfotografie, mit einigen Bilder im Kopf schwanger, bevor ich losmarschiere. Tipp - es lohnt sich. Denn nur so entstehen außergewöhnliche Aufnahmen mit einem Ah-Ha-Effekt. Bitte nicht falsch verstehen. Natürlich ist die Spontanität bei der Vogelfotografie das, was dieses Hobby so spannend macht! Wäre doch langweilig alles vorherzusehen. Aber man muss auch gut vorbereitet sein und die Technik beherrschen. Vogelfotografie zählt nicht umsonst zu der Königsdisziplin bei der Naturfotografie.

 

Bei meinen Dohlen waren schon generell mehrere Sessions eingeplant. Zu unterschiedlichen Lichtverhältnisse und Tageszeiten. Da sich der Ort ihrer Kolonie in relativer Nähe zu meinem Wohnort befindet, ist es kein Problem bei meinen Freunden kurz mal vorbeizuschauen.

 

Hinweise für die Fotografen

 

Hardware: Canon EOS R5, Canon 500mm, f4, IS II, Telekonverter Canon 1,4x III und 2x III, Gitzo-Stativ und Videoneiger.

 

Kameraeinstellungen: Blende weit geöffnet auf f4 oder f5,3, Zeit auf 1/1250s und kürzer, je nach Aktionsgeschwindigkeit, eingestellt. ISO Automatik, automatischer Weißabgleich und kontinuierlicher Autofokus.


Turmfalken in der Nachbarschaft

 

So ein Kirchturm kann Heimat für viele Tiere bieten. In der Kirche Sankt Adrian sind am Tage die Dohlen, Turmfalken, Turteltauben und Stare zu beobachten. In der Dämmerung kommen die Fledermäuse aus ihren Verstecken um nach Insekten zu jagen. Mehr Bilder vom Turmfalken, siehe Link "Turmfalken"