Kirkinisee Mai 2023


Wieso, weshalb, warum

 

Einer der bedeutendsten Vogelparadiese, neben dem Donaudelta, im Südosten Europa, ist der Kirkinisee im nördlichen Griechenland. Eigentlich ein Paradies aus Menschenhand. 1932 wurde der Fluss Strymonas, aus Bulgarien kommend, aus Hochwasserschutz Gründen, gestaut. Im Laufe der Jahre hat sich ein vielfältiges Vogelparadies entwickelt. Pelikane, Reiher und andere Wasservögel bevölkern den See. Durch die zahlreichen Insekten in den Feuchtwiesen, finden Vögel reichlich Nahrung. Beutelmeisen, Weiß- und Schwarzstorch, Brauner Sichler, Bienenfresser und vieles mehr kann beobachtet werden. Kurzum, ein Ziel für Naturliebhaber und Naturfotografen schlechthin.

Spektakulär ist die Zeit im Februar, wenn tausend Krauskopfpelikane am See überwintern. In ihrem Prachtgefieder und Farben, kommen sie direkt zu den Fischerbooten, wo sie dann mit Fischen belohnt werden. Es ist ein weltweit einmaliges Spektakel, was jährlich Fotografen aus der ganzen Welt anlockt. Mehr hierzu auch im Link von Holger Tange, der zu der Zeit auch Reisen anbietet. Tange-Photo: Foto-Workshops

Ich habe die Tour im Mai mit Holger Tange gewählt. Früh morgens ging es mehrmals mit dem Boot hinaus. Nur mit einer Sondergenehmigung wurden wir von örtlichen Naturschutzbeauftragten geführt. Hautnah konnten wir das Treiben der Wasservögel beobachten und genießen.

 

"Kein noch so schönes Foto ist es wert, wenn die Tiere dabei gestört werden. Dirk Gildemann"

 

Rundum eine schöne Tour in eines der letzten Naturparadiese Europas.


Nachtreiher

 

Ein kleiner, hübscher Kerl. Graublau sein Rücken, beige die Brust und dann die neckischen Schmuckfedern auf dem Kopf. Er ist scheu. Oft sitz er stundenlang lauernd auf einem Ast über dem Wasser. Sobald kleine Fischchen in seine Reichweite kommen, stößt er blitzschnell zu. Genauso wie der Seidenreiher, brütet er im südlichen Europa und schaut nur mal gelegentlich bei uns (Bayern, Baden-Württemberg) vorbei.


Seidenreiher

 

Der Seidenreiher ähnelt dem großen Bruder dem Silberreiher. Er ist kleiner und hat auf dem Kopf Schmuckfedern. Seine Beine und der Schnabel sind schwarz.  Nur die Füße sind orangegelb. Ob er damit kleine Fische anlockt, wurde noch nicht zu hundert Prozent bestätigt. Der Seidenreiher lebt in wärmeren Gefilden Europas. In Bayern kann er ab und zu als Durchgangsgast beobachtet werden. Seine Balzpracht mit seinen Schmuckfedern ist faszinierend.


Kuhreiher

 

Der Kuhreiher ist einer der kleinsten Reiher Europas. Er tritt sehr oft in großen Gruppen auf. Auf Viehwiesen sucht er in den Hinterlassenschaften der Weidetiere nach Insekten. Oft sitzt er auf den Rücken der Schafe oder Kühe, um von dort einen besseren Überblick zu haben. Den Kuhreiher trifft man rund um das Mittelmeer an. Ich konnte ihn auf den Capo Verden und am Kirkinisee in Nordgriechenland fotografieren.


Rallenreiher

 

Der Rallenreiher lebt hauptsächlich in Südosten Europas. Im Donaudelta trifft man ihn noch sehr häufig an. Er jagt nicht so heimlich, wie der Nachtreiher. Oft platziert er sich auf Seerosenblätter.  Leicht ist er von den anderen Reihern zu unterscheiden. Beige sein Rücken und eine helle Brust. Schön seine Schmuckfedern auf dem Kopf und sein markant typisch blauer Schnabel, am Ende schwarz gefärbt.


Löffler

 

Unter den Reihern befand sich eine kleine Kolonie von Löffler. Was für komische Gesellen. Auf den Ästen balancierend, wirkten sie sehr unbeholfen. Der löffelartige Schnabel gab ihn auch den Namen. Mit dieser Form des Schnabels zieht er kopfschwenkend durch das Wasser. Kleine Krebschen, Schnecken und Fische werden so erlöffelt, siehe Bild unten. Die erwachsenen Tiere tragen Schmuckfedern am Kopf. Der Hals ist leicht rosarot gefärbt. Fälschlicherweise wird er oft als Löffelreiher bezeichnet. Er zählt aber nicht zu der Familie der Reiher, sondern zu der Familie der Ibisse. 

Sein Verbreitungsgebiet befindet sich dort, wo er im seichten Wasser seine Nahrung erlöffeln kann. Meist liegen die im südlichen Europa. Aber mittlerweile gibt es Bestände an der Nordsee im Wattenmeer der Niederlande und bei uns in Deutschland an den Ostfriesischen Inseln.

Im Februar 2019 besuchte ich die Inseln von Capo Verde. An einem Stausee fotografierte ich auch Löffler. Es waren Jungtiere, die noch keinen Brutzwang hatten, die weite Reise zu ihren Brutgebieten anzutreten. Geschlüpft sind sie irgendwo an der Nordseeküste. Ein Ornithologe vor Ort erzählte mir, dass ein beringter Alt-Vogel den eindeutigen Hinweis hierzu gab.


Kormoran

 

In den abgestorbenen Weiden im Wasser, brüteten hunderte von Kormorane. Ganz dicht konnten wir mit dem Boot an sie heran und ihr intimes Leben beobachten. Viele Jungtiere bettelten in den Nester nach Futter.

Kormorane werden oft unter den Vogelfotografen als langweilige schwarze Gesellen bezeichnet. Ich finde sie faszinierend. Das zweite Bild zeigt, wie schön das Gefieder bei den ersten Sonnenstrahlen glänzt.


Pelikane

 

Pelikane sind die Charaktervögel am Kirkinisee . Es gibt zwei Arten. Der häufigste ist der Rosa Pelikan mit geschätzten 1000 Tieren. Seltener der größere Krauskopfpelikan mit geschätzten 100 Tieren. Mit einer Flügelspannweite von 3 Metern (Rosa Pelikan) und 3,2 Metern (Krauskopfpelikan) sind sie die größten fliegenden Vögel Europas.

Im Winter sind es die Krauskopfpelikane, die aus dem höheren und kälteren Norden am Kirkinisee überwintern. Im Frühjahr kommen die Rosa Pelikane aus ihren Überwinterungsgebieten zurück. Sie brüten auch am Kirkinisee.  

 

Faszinierend ist die Jagd der Pelikane. Obwohl sie mehr räubern als selber fangen. Sie folgen den großen Kormoranschwärmen bei dem Fischen. Sobald sie erfolgreich auftauchen, versuchen die Pelikane den Kormoranen ihren Fischfang zu stehlen.


Möwe

 

Wo große Wasserflächen sind, da sind auch Möwen. Hier nur die Silhouette einer Lachmöwe im Gegenlicht.


Beutelmeise

 

Durch Zufall entdeckte ein Teilnehmer unserer Tour das Nest einer Beutelmeise. Und wir hatten Glück. Das Männchen war noch fleißig dabei, die Unterkunft für die Familie zu bauen. Ein Zweig weiter, beobachtet das Weibchen den Verlauf des Neubaus.

Die Nester der Beutelmeise sind wahre Kunstwerke. Sie sind so stabil und fein gewebt, das früher die armen Bauer die Nester als Pantoffeln benutzten.


Bienenfresser

 

Auf einer weitläufigen Wiese befand sich eine Bienenfresser Kollonie. Da eine Steilwand für den Nestbau fehlte, graben sich die Vögel ihre Bruthöhlen in den sandigen Boden.

Mit Tarndecken legten wir uns auf die Lauer. Nach kurzer Zeit dann der erste Anflug dieser hübschen Vögel.

Bienenfresser zu fotografieren ist immer eine Wonne. Siehe auch Bilder von mir von den letzten Jahren. "Bienenfresser"


Steinkauz

 

Eulen nach Athen tragen, den Spruch kennt wohl jeder. Es ist wirklich so, dass man in jedem Dorf bei genauem Hinschauen, ein Steinkauz entdecken kann. 


Teichrohrsänger

 

Teichrohrsänger und Drosselrohrsänger geben in den Schilfzonen rund um den See im Frühjahr den Ton an. Sie zu fotografieren ist eine kleine Herausforderung.


Umwelt

 

Leider ist uns nicht entgangen, dass rund um den See und selbst im See sehr viel Müll herumliegt/schwimmt. Griechenland liegt im europäischen Vergleich sehr weit hinten, was den Umgang mit der Umwelt angeht. Schade. Selbst unseren griechischen Guides war es oft peinlich, wenn wir unseren Blick auf eine große Plastikflasche im Wasser warfen.

 

"Für uns Naturfotografen sollte es wichtig sein, nicht nur heile Welt darzustellen, wir müssen auch auf den Erhalt achten und auf die Missstände hinweisen. Dirk Gildemann"


Nachbetrachtung

 

Naturfotografie und Beobachtung vom Feinsten. Die Betreuung durch Holger Tange und den griechischen Guides hervorragend. Für mich eine Überlegung für eine Wiederholung der Tour.

Sollten sie noch Fragen haben, schreiben sie mich an, siehe Kontaktformular unten.

 

 "Man liebt nur, was man kennt, man schützt nur, was man liebt. Konrad Lorenz"


Im Block unten können Sie mir gerne Ihre Kommentare zu dem Artikel schreiben.

Kommentare: 2
  • #2

    Miriam (Mittwoch, 07 Juni 2023 09:55)

    Moin lieber Dirk,
    wieder einmal stark und wunderschön!
    Danke, dass du uns an all dem teilhaben lässt.
    Ich liebe es!
    Sommerliche Grüße, Miriam

  • #1

    Tanja W. (Dienstag, 06 Juni 2023 20:45)

    Hallo Dirk,

    Danke für die tollen Bilder und Eindrücke, aber auch die interessanten Infos dazu, sind Top.

    Weiter so und vielen Dank, dass Du uns daran teilhaben lässt.

    Beste Grüße Tanja �


Hinweise für die Fotografen

 

Hardware:

Canon R5, Canon 5D IV, Canon 500mm IS II F4, Festbrennweite, plus 1,4x und 2x Telekonverter, Canon 70mm-200mm F2,8, Canon 15mm-35mm F4, Stativ mit Gimbal-Neiger, Pol- und Graufilter, Zwischenringe

 

Kameraeinstellungen: 

Tieraufnahmen: Manuell, Zeit und Blende (meist offen) vor eingestellt, je nach Bewegungsablauf, ISO-Automatik, Augenfokus und kontinuierlicher Autofokus, schnelle Serienaufnahmen, elektronischer Verschluss, RAW-Format.

Landschaft: AV vor eingestellt. ISO 100, Blende meist auf F7, Teilweise Fotostacking, RAW-Format

 

Bildnachbearbeitung: Lightroom Classic, teilweise Topaz DeNoise AI

 

Bild von mir: Danke an meinen Fotofreund Markus Koznarek