Adler

Adler-Fotografie, die große Herausforderung

 

Seit paar Jahren betreibe ich die Vogelfotografie mit Leidenschaft. Ob groß oder klein, es ist immer eine  spannende Herausforderung für mich. Allerdings gestehe ich, dass mich die Adler am stärksten beeindrucken. Mittlerweile habe ich sechs europäische Adlerarten in freier Wildbahn fotografieren können. Für die Bilder saß ich oft Tage an, in meist dunklen, kalten und unbequemen Verstecken. Und trotzdem, wenn sich in deiner Nähe so ein würdevoller Vogel platziert, dann steigt der Pulsschlag in die Höhe und eine Menge Dopamin wird ausgeschüttet.

 

Adler faszinieren Menschen seit Jahrtausenden. Viele Länder tragen diesen Vogel im Wappen oder prägen ihn auf Münzen. Deutschland, Österreich, Albanien, USA und Mexiko. Die erste bekannte Münze mit einer Adlerprägung stammt von Alexander der Große. Der Adler symbolisiert Stärke, Würde und Vollkommenheit. Viele Geschichten und Mythen ranken sich um diesen Vogel weltweit. 

 

Die Bestände der Vögel sind aber überall auf der Welt am sinken. Dies hat mehrere Gründe:

 

Umweltgifte

 

Vor 50 Jahren ging der Bestand der Greifvögel in Europe und den USA dramatisch zurück. Grund war ein Insektengift, DDT. Als Wundermittel gepriesen, erwies es sich als gefährliches Umweltgift. Am meisten litten die Tiere, die am Ende der Nahrungskette standen, wie Greifvögel. Sie nahmen verstärkt das Gift mit ihren Beutetieren auf. Folge war, dass die Eier nicht befruchtet wurden und die Eierschalen so dünn waren, dass sie beim Brüten von den Altvögeln zerdrückt wurden. Die Bestände von Wanderfalke, Adler, Bussard und Co nahmen dramatisch ab. 1971 wurde die Verwendung von DDT in Deutschland verboten.

Auch heute gibt es weiterhin Schädlingsbekämpfung-Chemikalien anderer Natur. Inwieweit sie den Greifvögeln schaden, ist noch nicht hundertprozentig nachgewiesen. Bekannt ist aber, dass Glyphosat bei Insekten zu erheblichen Schäden führt.

 

Der Mensch (Missgunst - Jagd - Profitdenken - Klimawandel)

 

- Jagd auf Greifvögel ist leider immer noch ein Thema

 

Es gibt immer noch Jäger, die ihre Verantwortung gegenüber der Natur anders definieren. Obwohl strengsten verboten, geht die illegale Jagd auf geschützte Tiere weiter. Ein schöner majestätischer Greifvogel ausgestopft an der Wand eines Herrenzimmers ist für diese, hauptsächlich männliche Klientele, Ausdruck von eigener Stärke. Da helfen oft keine hohen Strafe.

Eine indirekte Todesursache der Jagd ist das Schießen mit Bleimunition. Leider ist in Deutschland diese Art von Munition immer noch erlaubt. In anderen Ländern ist sie schon längst verboten. Oft verenden angeschossene Tiere unentdeckt im Unterholz. Der Adler, aber auch andere Greifvögel, gehen auch gerne auf tote Tiere und nehmen somit die Bleikugeln auf. Adler, Bussard, Milan und Habicht sterben dann einen qualvollen Tod durch eine Bleivergiftung.

 

- Profitdenken

 

Ein neues Problem, was so perfide ist, dass man es kaum glauben kann, ist das bewusste Abschießen der Greifvögel im und um den Horst.

Geschützte Vögel genießen zunehmend Schutz durch Gesetzesvorlagen. In bekannten Gebieten von Schwarzstorch, Adlern, Milane usw. dürfen in einem gewissen Abstand keine Windkrafträder installiert werden. Für viele Großgrundstückbesitzer und Bauern ist aber eine Installation solcher Anlagen auf ihren Grundstücken ein sehr lohnendes Geschäft. Was aber, wenn in der Nähe eine geschützte Vogelart brütet? Da gibt es Fälle, in denen die Vögel im Horst erschossen werden, um anschließend zu sagen, wir sind "coronafrei".

 

Auch einige Fischteichbesitzer und Taubenhalter setzen mal vergiftete Köder, oder eine Schusswaffe ein. Eine hochdotierte Brieftaube zu verlieren, bedeutet einen gewissen finanziellen Verlust.

 

- Klimawandel und Umweltveränderungen

 

Der Klimawandel wird unser Leben grundlegend verändern. Das gilt natürlichen auch für unsere Pflanzen- und Tierwelt. Der Fischadler ist angewiesen auf Gewässer mit vielen Fischen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch viele Seen, die ideal für den Fischadler sind. Leider trocknen auch dort immer mehr Gewässer aus, sodass dies auch für den Fischadler Konsequenzen hat.

Auch finden die Adler nicht mehr genug Lebensraum für ihre Jagd. Wälder verschwinden, unberührte Landschaften werden zunehmend einseitig kultiviert. 

 

Auch mal was Positives

 

Es gibt aber auch positives zu berichten. Schutzmaßnahmen für Greifvögel in Deutschland kommen teilweise zum tragen, sodass sich die Bestände vom Seeadler, Steinadler und Fischadler langsam erholen. Hierzu mehr zu den einzelnen Arten, siehe unten.

 

Zu meiner Fotografie

 

Mir ist bewusst, dass diese Vögel äußert sensibel auf Störungen durch Menschen reagieren. "Kein noch so schönes Foto ist es wert, wenn die Tiere gestört werden". Das ist mein oberstes Prinzip. Deshalb sind alle Bilder aus zertifizierten Fotoverstecken heraus entstanden. In Spanien werden diese Fotoverstecke behördlich abgenommen. Zudem müssen die Verstecke verspiegelt sein. Auch benötigt man einen Berechtigungsnachweis und wird somit personalisiert. Die Aufnahmen von den heimischen Adler (Seeadler, Fischadler, Schreiadler) sind hauptsächlich in der Feldberger Seenlandschaft entstanden. Auch diese Verstecke sind zertifiziert und behördlich genehmigt. Zudem achtet der Ranger Fred Bollmann darauf, dass die strengen Verhaltensregeln in den Verstecken eingehalten werden.

 

Schon gewusst? 

 

Bei den Greifvögeln ist immer das Weibchen größer als das Männchen. Warum? Beim Habicht ist das Weibchen fast doppelt so groß. Der Grund ist genial. Beim Habicht jagd das Weibchen Tauben, Krähen, Kaninchen. Das kleinere Männchen jagd Singvögel, die wesentlich kleiner sind. So wird das Nahrungsangebot für die Aufzucht der Jungen erweitert und das Jagdrevier nicht überfischt.


Seeadler

Der Seeadler, im englischen White-tailed Eagle (diese Bezeichnung finde ich treffender), ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,50 Meter (Weibchen), der größte Greifvogel Europas. Er ist auch der Wappenvogel von Deutschland und Österreich. Sein naher Verwandter, der Weißkopfseeadler, ist der Wappenvogel der USA.

Vor 40 Jahren war dieser Vogel in Deutschland so gut wie ausgestorben. Die Gründe siehe oben. Durch das Verbot von DDT und strenge Schutzmaßnahmen, hat sich der Bestand erholt. Selbst in Wolfsburg, meine Heimatstadt in Niedersachsen, gibt es seit ca. 7 Jahren ein Brutpaar, welches jedes Jahr erfolgreich Junge großzieht. 

Seeadler bleiben oft ein Leben lang treu. Es sind keine Futterspezialisten so wie der Fischadler. Neben Fischfang gehen sie auch auf Gänse- und Hasenjagd. Verendete Tiere werden auch nicht verschmäht.

Ich konnte diese Tiere an der Feldberger Seenlandschaft fotografieren. Hier ging es mit dem Ranger Fred Bollmann mit seinem Elektroboot früh raus. Fred Bollmann hat in den Jahren ein gutes Verhältnis zu einem Pärchen aufgebaut. Nur er darf im Boot stehen und seine Köderfische schmeißen. Dankend nehmen sie dann sein Catering-Service an. Gelegenheit für die Fotografen schöne Bilder beim Greifen der Fische zu schießen.

Im Donaudelta hatte ich auch die Gelegenheit einen majestätischen Vogel aus dem Boot heraus abzulichten. Ein heranziehendes Gewitter gibt dem Bild noch eine zusätzliche Dramatik.

 

Frage: in welcher Richtung schaut unser Wappenvogel? Antwort: Wenn man Adler ist, dann nach rechts. 


Steinadler

Der zweitgrößte Adler, mit einer Flügelspannweite von 2,20 Meter, ist der Steinadler (im englischen Golden Eagle). In Deutschland gibt es nur noch wenige Brutpaare im Berchtesgadener Land. Früher war er in ganz Deutschland anzutreffen. Der letzte Steinadler in Wolfsburg Niedersachsen wurde 1863 geschossen. Die Nahrung gleicht dem Seeadler. Sein Vorkommen erstreckt sich über die gesamte nördliche Halbkugel.

Meine Fotos sind in Spanien im Nationalpark der "Sierra de Guadarrama" entstanden. An zwei Tagen, jeweils für 9 Stunden, saß ich an. Erst am zweiten Tag, in der Mittagszeit, erschien dieser herrliche Vogel. Es war ein Weibchen und gab uns 17 Minuten die Ehre. Man erkennt auch schön an den Bildern, weshalb er im englischen Golden Eagle genannt wird. Seine Halskrause leuchtet golden. 

 

Im Februar 2024 dann ein weitere Begegnung mit dem Steinadler in den Vorläufern der spanischen Pyrenäen.


Schreiadler

Der Schreiadler ist der kleinste Adler in Deutschland mit einer Flügelspannweite von 1,60 Meter. Es gibt nur noch ca. 80 Paare, Tendenz abnehmend. Aber nicht nur bei uns ist der Bestand gefährdet, auch weltweit gehen die Zahlen von Brutvögeln zurück. Den Schreiadler zieht es Ende August in den Süden. Bis Südafrika fliegt er. Eine Strecke von ca. 10 000 Kilometer und das dann im Frühjahr wieder zurück. Der Schreiadler geht oft zu Fuß auf die Jagd. Seine Beute besteht aus kleinen Wirbeltieren, wie z.B. Mäuse, Kaninchen, Wiesel, Eidechsen und kleine Vögel. In offenen Landschaften, mit lockeren Baumbestand, fühlt er sich am wohlsten. In Deutschland ist sein Vorkommen auf Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg beschränkt. Zwei mal saß ich an der Feldberger Seenlandschaft jeweils 9 Stunden an (2015 / 2017 / 2022). Am Rande eines kleinen Weiher und einer Pferdekoppel, lag schön gelegen das Fotoversteck. 


Fischadler

Der Fischadler, mit einer Flügelspannweite von 1,70 Meter, war wie der Seeadler so gut wie ausgerottet in Deutschland. Aus den gleichen Gründen, siehe Seeadler. Langsam greifen auch bei ihn die Schutzmaßnahmen. Allerdings erholt sich der Bestand, ggü. dem des Seeadlers, nur sehr langsam. Das liegt daran, dass der Fischadler ein absoluter Nahrungsspezialist ist. Auf seinen Speiseplan steht nur fangfrischer Fisch. Also kann er auch nur dort brüten, wo er ideale Jagdgebiete vorfindet. Zur Zeit sind es die Seenplatten von Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern.

Eigentlich zählt der Fischadler nicht zu der Familie der Adler. Erst kürzlich wurde für ihn eine eigene Ordnung geschaffen, aufgrund seiner Verhaltensweise und seinem Köperbaus. Das Verbreitungsgebiet umfasst fast alle Kontinente. Auch an den Küsten ist er heimisch. Im Winter zieht er in den Süden. In der Zugzeit kann man ihn dann auch innerhalb Deutschlands an großen Gewässern jagen sehen. Die Jagd ist spektakulär. Im Rüttelflug erspäht er seine Beute, um dann im Sturzflug den Fisch zu greifen. Oft verschwindet er fast gänzlich im Wasser um anschließend den Fisch mit großer Kraftanstrengung herauszuziehen.

Ich konnte diesen herrlichen Vogel in der Feldberger Seenlandschaft im Juli 2020 und Juli 2022 fotografieren. Vor 10 Jahren schaffte Fred Bollmann eine Bruthilfe für den Fischadler. Dieses Jahr wurde sie das erste mal angenommen. Und gleich ein Bruterfolg mit drei Tieren. Dreißig Meter entfernt in einer Pappel hat er auch gleich ein Fotoversteck installiert. Auf einer Leiterkonstruktion ging es abenteuerlich 10 Meter in die Höhe. 8 Stunden verbrachte ich im Versteck.


Spanischer Kaiseradler

Von den Kaiseradler bestehen zwei weit voneinander lebende Gruppen. Da gibt es den Östlichen Kaiseradler (Balkan bis Österreich) und den Spanischen Kaiseradler (Spanien und Portugal). Sie unterscheiden sich leicht von der Färbung und der Größe. Der Spanische Kaiseradler, Flügelspannweite von 2,00 Meter, stand eine Zeitlang auf der roten Liste. Gründe wie oben, allerdings kam noch die Kaninchenkrankheit "Myxomatose"

hinzu. Kaninchen sind in Spanien weit verbreitet und viele Greifvögel, sowie der Iberische Luchs jagen hauptsächlich diese kleinen Nager. Dank strenger Schutzmaßnahmen und die Ansiedlung von neuen Kaninchenbeständen, hat sich der Bestand wieder erholt. In Spanien dürfen Adler, Luchse und Geier nur aus Fotoverstecken fotografiert werden. Diese werden zudem von den örtlichen Behördenwerden abgenommen. Auch müssen sie verspiegelt sein.

Ich konnte ihn in der Extremadura an einem schönen Vormittag im April 2016 fotografieren. Die Chance stand 1 zu 10. Unser erfahrende Leiter hat uns vorgewarnt. Und trotzdem nahmen ein Kollege und ich das Risiko auf uns, ggf. ohne Fotos nach Hause zu kommen. Im nachhinein wäre ich so oder so dort hin. Was für eine Landschaft. Mitten zwischen blühenden Zistrosen, Schopflavendel, Ginster, wilder Thymian, standen die Fotohütten. Zudem kam viel Beifang vorbei, wie Mönchs- und Gänsegeier, sowie Kolkraben. Dazu ein grandioser Blick in die Landschaft. Ein totes Kaninchen in einem Baum an der Abrisskante diente als Köder. 

 

Ein zweites konnte ich ihn im November 2021 in Kastilien fotografieren. Wieder aus einem verspiegelten Versteck heraus. Bei den Vögeln handelt es sich noch um Jungtiere von 3 bis 4 Jahren. Ihr Gefieder ist noch nicht vollständig ausgefärbt.


Habichtsadler

Der Bestand des Habichtsadler nimmt stark ab, Flügelspannweite 1,55 Meter. Rund um das Mittelmeer lebt er oft in bergigen Gegenden. Es ist ein sehr schöner Vogel. Seine Brust ist hell gefärbt mit braunen Striemen versehen. Ein großes Erlebnis ihn in dieser herrlichen Landschaft zu beobachten und zu fotografieren. Dies gelang mir in der Extremadura im April 2016 und 2021. Auch hier war die Fotohütte verspiegelt. Zudem mussten wir uns bei der örtlichen Behörde, wie beim Kaiseradler, personalisieren. Den Berechtigungsschein sollte man dann immer bei sich tragen. In waghalsigen Flugmanövern erbeutet der Habichtsadler Kaninchen, aber auch Tauben und andere Vögel und Kleinsäuger. 


Tipps zur Fotografie

 

Zuletzt möchte ich gerne Tipps für meine Fotofreunde geben, wie sie bei der Fotografie dieser herrlichen Vögel vorgehen.

 

Ausrüstung

 

- lange Brennweiten ist aufgrund der großen Fluchtdistanz und den sprichwörtlichen Adleraugen ein muss. Um so mehr um so besser.

- ich fotografiere mit einer Vollformat-Kamera. Die geht besser mit dem Rauschverhalten um und ermöglicht somit noch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Aufnahmen zu schießen.

- Stativ im Fotoversteck ist Pflicht. Am Besten noch ein Gimbal-Neiger.

- Lenz Coat und dunkle Kleidung ist Pflicht.

 

Einstellungen

 

Hier gibt es eigentlich kein grundsätzliches Konzept. Vogel- Adlerfotografie gehört zu der Königs-Disziplin in der Naturfotografie. Man sollte sich schon innerlich vorbereiten auf einige Szenarien. Aber ein Umschwenken von TV (S) oder Manuelmodus, oder AV (A), muss immer in Betracht gezogen werden. Oft habe ich schon paar Bilder im Kopf. Die helfen, sich auf gewisse Momente einzustellen. Es lohnt sich kreative zu sein, auch wenn es bei Gelegenheit zu Stressmomenten kommen kann. Automatikprogramme haben hier nichts zu suchen.

Schaut in meinen Ordner "Faszination Vogelfotografie Teil I und II". Hier findet ihr zu den Fotos auch die Kameraeinstellungen.

 

Noch mehr Infos zur Vogelfotografie, siehe auch Link zu meiner Seite "Vogelfotografie"