Kastilien November 2021

Zweimal musste die Tour coronabedingt abgesagt werden. Im November 2021 ging es endlich los. Wieder ins wilde Herz Spanien. Diesmal nach Kastilien am Rande des Zentralmassiv "Sierra de Gredos". Bis 2600 Meter türmen sich sie Berge. Durch die sehr dünne Besiedelung ist das Gebiet, wie das angrenzende Extremadura, ein Rückzugs Ort für viele seltene und bedrohte Tierarten. Von unserem Basisquartier ging es täglich zu unterschiedliche Hides. Alle waren verspiegelt. Hauptaugenmerk auf dieser Tour lag, Adler und Geier zu fotografieren. Aber auch andere Greifvögel wie Habicht und Singvögel standen auf dem Programm. Einen Tag ging es in die Berge zu den Iberischen Steinböcken. Einen anderen Tag widmeten wir uns den Kranichen in der Dehesa. Unter den immergrünen Stein- und Korkeichen überwintern zig tausendende aus dem hohen Norden Europas. 

Geführt und geleitet wurde die Tour wieder vom Diplombiologen Joachim Griesinger. Mehr zu seinen Reisen, siehe Link "Home - Reisen-in-die-NaturReisen-in-die-Natur"


Gänse- und Mönchsgeier am Rande der Sierra de Gredos

 

Bis zu 130 Geier trafen an dem ausgewählten Platz ein, im Hintergrund die grandiose Kulisse der Sierra de Gredos. Zweidrittel waren Gänsegeier und Ein Drittel die größeren Mönchsgeier. Die Reste einer Jagd (300 kg) wurden von dem Ranger ausgelegt. Es dauerte auch nicht lange, und die ersten Gäste trafen ein. Immer sind es die Kolkraben und die Elstern, die das Angebot zuerst annehmen. Es folgen die Rotmilane, die sich im Sturzflug den ein oder anderen Happen ergattern. Das Festmahl ist somit eröffnet und die Geier aus der Ferne kommen zögerlich und abwartend näher. Hat der erste den ersten Bissen genommen, gibt es für die anderen kein Halten mehr. Immer mehr Geier kommen angeflogen und plötzlich wimmelt es von diesen großen Vögeln. Ein unglaubliches Spektakel bot sich. In dem Gewimmel eine vernünftige Bildkomposition zu finden ist sehr schwierig. Durch die Nähe konnte ich aber schöne Portraits erstellen. Hier zeigt sich die Schönheit dieser außergewöhnlichen Vögel.

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

lange Brennweiten ist aufgrund der großen Fluchtdistanz und den sprichwörtlichen Adleraugen ein Muss. Umso mehr umso besser.

- ich fotografiere mit einer Vollformat-Kamera. Die geht besser mit dem Rauschverhalten um und ermöglicht somit noch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Aufnahmen zu schießen.

Stativ im Fotoversteck ist zu empfehlen . Am besten noch ein Gimbal- oder Video-Neiger.

Lenz Coat und dunkle Kleidung ist Pflicht.

 

Hardware: Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, Gitzo-Stativ und Videoneiger. Aus einem verspiegelten Fotoversteck heraus fotografiert.

 

Einstellungen

 

Hier gibt es eigentlich kein grundsätzliches Konzept. Vogel- Adlerfotografie gehört zu der Königs-Disziplin in der Naturfotografie. Man sollte sich schon innerlich vorbereiten auf einige Szenarien. Aber ein Umschwenken von TV (S) oder MV (M) Manuelmodus, oder AV (A), muss immer in Betracht gezogen werden. Oft habe ich schon paar Bilder im Kopf. Die helfen, sich auf gewisse Momente einzustellen. Es lohnt sich kreative zu sein, auch wenn es bei Gelegenheit zu Stressmomenten kommen kann. Automatikprogramme haben hier nichts zu suchen.

Rotmilane

 

Immer wieder stießen die Rotmilane in waghalsigen Flugmanövern herunter, um sich einen Happen zu erbeuten. Eine Stunde galt mein Fokus nur auf diese Luftakrobaten. Die Kamera wurde auf eine kurze Verschlusszeit eingestellt (1/3200s) um die schnellen Flugmanöver einzufrieren. Zudem wartete ich ab, bis die Berge im Hintergrund erschienen. Den Vogel nur mit blauem Himmel abzulichten ist zu langweilig. Selten setzten sie sich auf den Boden, oder wie oben auf einen Stein. Schöne Aufnahmen von Rotmilane konnte ich im Januar 2020 in der Sierra de Guadarrama erstellen. Link hierzu "Zentral Spanien"


Kaiseradler und Rohrweihen im Steppenversteck 

 

Auf einem weitläufigen Steppengelände lag das Versteck für den Kaiseradler. Im Frühjahr kann auch die spektakuläre Balz der Großtrappen beobachtet werden. Ein alter toter Baum dient den Adlern als Anflugplatz. Dahinter die grandiose Kulisse der Sierra de Gredos. Auch hier galt, erst mussten wir im Versteck sein. Erst hiernach verteilt der Ranger kleine Fleischstücke zum Anlocken, bevor er den Platz verlässt. Wie bei den Geiern kamen erst andere Vorkoster. Neben den Kolkraben viele Rohrweihen, die hier in Spanien überwintern. Die Morgensonne bestrahlte die Berge in sanften Tönen. Die Kulisse war angerichtet für die Adler. Den Anflug auf den Baum hatte ich im Fokus. Nach kurzer Zeit kamen zwei Jungadler, dahinter die Altvögel. Letztere drehten aber ab und platzierten sich weit ab der Futterstelle. Die Jungvögel sind heller gefärbt und erreichen erst im alter von 5- 6 Jahren ihr dunkles Federkleid. Trotzdem geben sie eine imposante Figur ab. Sie kamen bis vor dem verspiegelten Fotoversteck. Ich konnte Bilder schießen, die man in freier Wildbahn sonst sehr selten vom seltenen Spanischen Kaiseradler bekommt. Nach paar Stunden war das Festmahl vorbei. Nach deren Abflug wurden wir wieder abgeholt. Hier galt wieder das Indianer-Prinzip, einer kommt drei gehen. Da die Vögel nicht zählen können, ist es für sie eine vorübergehende Störung.

 

Mehr auch zu meiner Adler-Fotografie, siehe auch Link "Vögel von A bis Z / Adler"

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

Hardware: Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, gelegentlich Canon Telekonverter 2x, Gitzo-Stativ und Videoneiger. Aus einem verspiegelten Fotoversteck heraus fotografiert.

 

Einstellungen

 

Hier gilt das gleiche Prinzip wie oben bei den Geiern. Meist stelle ich die Zeit, je nach Bewegungsablauf, vorher ein. Die Blende wähle ich meist offen. Bei einigen Bildern wollte ich die Berge als Konturen verstärken und habe die Blende geschlossen, immer mit dem Blick auf den ISO-Wert.

Rohrweihen und Graureiher

 

Häufige Gäste in der Ebene sind Rohrweihen aus dem Norden Europas, die hier überwintern. Auch sie wollten am Catering-Service teilhaben, genauso wie ein Graureiher.


Habicht in der Dehesa

 

Ein Traum von mir wurde war, diesen wunderschönen Greif in seinem Jagdgebiet zu fotografieren. Das Fotoversteck lag in einer so typischen Landschaftsform dieser Gegend. Sie wird auch Dehesa genannt. Sie zählt zu einer der ältesten Kulturlandschaften Europas. Stein- und Korkeichen werden in einem gewissen Abstand gepflanzt. Im Herbst können dann die berühmten Iberico-Schweine sich an den Eicheln sattfressen. Auch unsere nordischen Kraniche finden in ihren Überwinterungsquartier auf den Wiesen dazwischen reichlich Nahrung und die Eicheln schmecken ihnen auch.

Früh am Morgen ging es in das Versteck, nach dem altbewährten Indianer-Prinzip. Eine tote Wachtel auf einem Stein diente als Lockangebot. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten den Boden, da kam auch schon ein Männchen und nahm den Catering-Service an. Eine Stunde tat er sich gütlich. Das Licht wanderte, sodass ich den Vogel mit den Farben der goldenen Stunde erwischte. Am späten Nachmittag kam ein Weibchen. Es ist viel größer als das Männchen. Dies gilt bei allen Greifvögeln. Das Weibchen fängt größere Beute, das Männchen kleinere. So wird das Nahrungsangebot für die Jungvögel erhöht und ein Revier wird nicht überfischt. Als die Sonne schon fast unterging, erschien nochmal das Männchen. Den Vogel in so viel unterschiedlichen Lichtstimmung abzulichten war für mich ein ganz großes Erlebnis.

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, Gitzo-Stativ und Videoneiger. Aus einem verspiegelten Fotoversteck heraus fotografiert.

 

Einstellungen

 

Wie bei den Geiern und Adlern, siehe oben. Beim Fressen hielt er oft inne und schaute nach Gefahr. Ich konnte so meine Verschlusszeit reduzieren (1/250s) und somit bei den schwierigen Lichtverhältnissen den ISO-Wert geringhalten.


Blauelster an der Vogeltränke

 

Die Blauelster kommt in Europa nur auf der Iberischen Halbinsel vor, also in Spanien und Portugal. In Ost-China gibt es noch eine Population. Weshalb diese beiden Gruppen so weit voneinander leben, wird unter den Ornithologen heiß diskutiert. Egal, ich konnte diesen schönen Vogel zweimal in Spanien fotografieren. Das erste mal in der Extremadura an einer Vogeltränke. Am späten Nachmittag, kurz vor dem Sonnenuntergang, kam eine Gruppe von diesen Vögeln. Blauelstern sind sehr gesellig und treten oft in Gruppen von bis zu 50 Tieren auf. Auch scheinen sie sehr sozial zu sein. Sie füttern sich gegenseitig. Dies konnte ich beim zweiten Treffen in der Sierra de Guadarrama selbst beobachten.

Dieses Jahr lagen wir wieder an einer Vogeltränke auf der Lauer. Ich hatte einen schönen bemoosten Ast im Blick. Mit der goldenen Stunde am späten Nachmittag, den sanften Farben und dem harmonischen Hintergrund, konnte ich den Vogel auf dem Ast schön freistellen.

 

Mehr Bilder von meinen Reisen nach Spanien, siehe Link "Vögel Extremadura" und "Zentral-Spanien" .

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, Gitzo-Stativ und Videoneiger. Aus einem Fotoversteck heraus fotografiert.

 

Einstellungen

 

Die Zeit stelle ich sehr kurz ein, da die Vögel sehr flink unterwegs sind. Eine offene Blende erhöht das Freistellungspotential und zaubert bei der goldenen Stunde einen harmonischen und gleichmäßigen Hintergrund. Meine Kamera verfügt über eine Augenerkennung. Er funktioniert sehr treffsicher. Natürlich ist der kontinuierliche Autofokus immer eingestellt.


Habichtsadler in der Extremadura

 

Früh aufstehen war angesagt bei diesem Shooting mit einem der schönsten Adler. 1 1/2 Stunde Fahrt ins benachbarte Extremadura war nötig. Die Extremadura liegt westlich und grenzt an Portugal an. Die letzten 3 Kilometer wurden wir vom Ranger in einem geländefähigen Jeep abenteuerlich zu dem Fotoversteck gefahren. Oben auf einem Plateau lag sie vor uns. Der Ausblick in die Weiten der Landschaft grandios. Granitsteine markieren die Abrisskante. Auch hier das gleiche Procedere wie bei den oben angeführten Verstecken. Heftiger Wind deutet auf eine Wetteränderung für die nächsten Tage an. Eine zusätzliche Unbekannte für mich bei den Einstellungen der Kamera.

Kurz nach dem der Jeep verschwand, kreiste schon das ansässige Pärchen über uns, um kurze Zeit später auf den Felsen zu landen. Der starke Wind ermöglichte mir paar schöne Flugaufnahmen von dem Greif zu schießen.

Der Bestand des Habichtsadler nimmt stark ab, die Flügelspannweite beträgt 1,55 Meter. Rund um das Mittelmeer lebt er oft in bergigen Gegenden. Es ist ein sehr schöner Vogel. Seine Brust ist hell gefärbt mit braunen Striemen versehen. In waghalsigen Flugmanövern erbeutet der Habichtsadler Kaninchen, Tauben und andere Vögel und Kleinsäuger. Sein Revier verteidigt er auch gegenüber dem größeren Steinadler wehrhaft.

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, Gitzo-Stativ und Videoneiger. Aus einem verspiegelten Fotoversteck heraus fotografiert

 

Einstellungen

 

Meist stelle ich die Zeit, je nach Bewegungsablauf, vorher ein. Die Blende halte ich für die Freistellung des Vogels offen. Bei einigen Bildern wollte ich die Berge als Konturen verstärken und habe die Blende geschlossen, immer mit dem Blick auf den ISO-Wert.

Beifang an der Hütte

 

Die hübsche Blaumerle und ein Rotschwänzchen vertrieben uns die Zeit auf das Warten. Und paar Bilder vom herrlich gelegenen Hide. Schon das war die Strapaze wert. Wie muss es Ende April, Anfang Mai hier aussehen, wenn die Zistrosen und der Schopflavendel blüht? Schöne Bilder von der Blaumerle finden sie auch auf meiner Tour 2016 in die Extremadura, siehe Link "Vögel in der Extremadura"


Steinböcke in der Sierra de Gredos

 

Der Vortag hatte schon den Wetterwechsel angekündigt. Am letzten Tag sollte es in die Sierra de Gredos zu den Iberischen Steinböcken gehen und graue Wolken lagen über den Gipfeln. Trotzdem ging es los mit einem erfahrenen Ranger. Mit ihm konnten wir auch bestimmte Bereiche betreten, die für normale Wanderer nicht erlaubt sind. Auf über 2000 Meter der letzte offizielle Parkplatz und danach mit Treckingstöcker hoch auf die Suche nach den Steinböcken. Auf einem Plateau dann eine Gruppe von männlichen ausgewachsenen Tieren, sowie Weibchen mit Jungtieren. Eine Herausforderung, im dichten Nebel vernünftige Aufnahmen zumachen. Aber so ist nun mal Naturfotografie. Wir sind nicht im Zoo und müssen mit Enttäuschungen umgehen, oder das Beste daraus machen. Einen ganzen Tag verbrachten wir in den Bergen. Den schweren Fotorucksack immer auf dem Rücken. Gute Kondition ist hier sehr wichtig. 

Zu den Iberischen Steinbock. Auch er stand kurz vor der Ausrottung. Einige Unterarten, wie der Pyrenäische Steinbock und der Portugiese Steinbock sind schon verschwunden. In den Bergen der Sierra de Gredos waren es 1905 gerade mal 15 Tiere. Durch ein rigoroses Abschussverbot hat sich der Bestand wieder auf über 3000 Tiere erholt. Der Iberische Steinbock ist etwas kleiner als der Steinbock in den Alpen. Die Hörner sind nicht so gleichmäßig ausgeformt und sein Fell ist dunkler ausgefärbt.

 

Tipps für die Fotografen

 

Ausrüstung

 

Canon R5, Canon 500mm, 4f, IS II, teilweise Canon Telekonverter 2x. Alle Aufnahmen sind aus der Hand, oder mit Abstützungshilfe auf Steinen entstanden. 

 

Einstellungen

 

Aufgrund der schwierigen Lichtverhältnisse habe ich mit einer offenen Blende gearbeitet. Die Zeit wurde der Bewegungssituation angepasst, damit der ISO-Wert im erträglichen Bereich bleibt.


Nachtrag

 

Es war wieder eine intensive Naturreise. Nicht alle gewünschten Einstellungen konnten erfüllt werden. Zwei Tage sind ohne Bilder auf dieser Seite. Und trotzdem waren auch diese Tage keine verlorene Zeit. Einmal saßen wir auf den Spanischen Kaiseradler an. Das Fotoversteck lag an einem Hang mit einer grandiosen Aussicht in die Landschaft. Der Adler kreiste um uns herum. Setzte sich allerdings nicht fotogen in unsere Nähe. Trotzdem ein herrlicher Tag, auch ohne Fotoausbeute. Einfach nur die Natur genießen, den herrlichen Ausblick aufnehmen und das Gefühl zu haben, ein Teil im Gefüge der Natur zu sein.

Unten finden sie eine Kontaktformular. Hier könne sie mir gerne ihre Fragen und Anmerkungen zu meiner Reise schreiben.

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