Fotostammtisch Wolfsburg 2021


September 2021

 

Langzeitbelichtung ab 30 Sekunden

 

(ab 30 Sekunden stellen die meisten Kameras ab, also müsst ihr ggf. mit Bulb arbeiten). Alles ist erlaubt. Ob am Tage mit Graufilter, oder bei Nacht.

 


Ines Radke

 

Eine kleine Geschichte zu den Bildern:

 

Ich hatte mir schon länger mal vorgenommen im Regierungsviertel in Berlin LZB-Fotos zu machen. So waren wir im August ein paar Tage in Berlin und ich konnte mein Vorhaben umsetzen. Mein Standort ist auf der Seite des Reichstagsgebäudes mit Blick auf das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Der Blickwinkel gefiel mir mit dem Spreebogen und der Brücke, die die Regierungsgebäude miteinander verbinden gefiel mir ganz gut. Ich machte eine kleine Serie mit unterschiedlichen Lichtstimmungen und Belichtungszeiten. Im Verlaufe des Abends haben wir dann mitbekommen, dass:

jeden Abend im Sommer bis zum Tag der Deutschen Einheit kann man im Regierungsviertel umsonst und draußen am Abend einen Film anschauen. Täglich findet mit Einsetzen der Dunkelheit eine Film-, Licht- und Tonprojektion an der Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses nahe des Reichstages an der Spree statt.

Der Film zeigt emotionale Ereignisse deutscher Parlamentsgeschichte

Es wird der Film "Dem deutschen Volke — Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag" gezeigt. Der 30 Minuten-Film erzählt die Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland und des Berliner Reichstagsgebäudes und zeigt wichtige Wegmarken und emotionale Ereignisse deutscher Parlamentsgeschichte. Der Film beginnt mit der Kaiserzeit Ende des 19. Jahrhunderts, verfolgt die parlamentarische Entwicklung in der Weimarer Zeit und führt durch die dunkelste Epoche nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

 

Ich habe mich natürlich gefreut, dass ich die Gelegenheit für meine Idee nutzen konnte. Manchmal muss auch Glück haben.

Die Herausforderung war, dass die Farben und Projektionen schnell wechselten und es mittlerweile ziemlich dunkel war und ich ziemlich lange Belichtungszeiten brauchte. Außerdem habe ich meinen Fernauslöser im Hotelzimmer vergessen.

Ich habe meine Kamera auf BULB gestellt und mit der Stoppuhr meines Handys die Belichtungszeit gezählt (ich habe vorher ca. geschätzt, wie lange sie so sein müsste) und so lange habe ich die Auslösetaste meiner Kamera gedrückt gehalten. Ja, ich weiß, es klingt abenteuerlich. Es betrifft hauptsächlich dieses Bild. Es ist das letzte Bild der kleinen Serie. Aber das Bild ist m. E. ganz gut geworden. Ich habe anscheinend ganz ruhig gehalten.

 

Hier sind die Ausrüstung und die Exif-Daten:

 

Canon EOS R, Canon 16mm-35mm f4, Stativ Sirui

 

Exif-Daten: 18mm, 63,0 Sek., f10

 

 

Aufgenommen in RAW. Entwicklung in Lightroom

 

Kommentare: 2
  • #2

    Bernd (Samstag, 23 Oktober 2021 19:20)

    Hallo Ines,
    Berlin ist immer eine Reise wert ... und mit Kamera besonders, Dirk kennt das ja auch ;-)
    Deine Motivauswahl finde ich bei den letzten drei, bei denen Du den Standort leicht verändert hast (keine Strebe links !) sehr gut. Besonders gut gefallen mir die letzten Beiden mit den sichtbar ziehenden Wolken +++ !
    Deine Motivation kann ich gut nachvollziehen, wir waren einmal amTag der deutschen Einheit mittenmang ... 2015 ... Wenn Dir solche Ereignisse mit Lichtern zusagen, dann nimm Dir doch das "Festival of Lights" in den Kalender für September 2022 ....

  • #1

    Dirk (Samstag, 23 Oktober 2021 18:40)

    Hallo Ines,

    schöne Bilder zeigst du hier. Glückwunsch! Der Standort wurde gut gewählt. Die Farben sind der Hammer. Auch deine Geschichte zu deiner Motivation und deine ausführlichen Beschreibungen zu der Erstellung sind klasse.
    LZB ist immer eine spannende Herausforderung. Erfahrung hilft hier meist und das Gefühl, schon vor der Entstehung das Bild im Kopf zu haben.


Dirk Gildemann

 

Der erste Herbststurm durchzog die Insel Rügen. Sturmflutwarnung wurde ausgesprochen. Das richtige Wetter für mein Vorhaben, die Krüppelbuchen von Lietzow zu fotografieren. Zu meinen Fotofreund Markus K. sagte ich: "packe dein Weitwinkelobjektiv ein, den stärksten Graufilter den du hast und das Stativ". Auf ging es. Als wir die Buchen erreichten, hieß es gewisse Vorbereitungen zu treffen: Den richtigen Standort für sich finden, das Stativ aufbauen und den Graufilter aus der Tasche holen. Mein Bild hatte ich schon grob im Auge. Die skurrilen Stämme als festen Bestandteil im Bild (knackscharf) und die durch den Wind verwischten Effekt der Blätter durch die lange Belichtungszeit. Ich nenne es gerne Monet-Effekt, nach dem berühmten französischen Impressionisten. Bis 60 Sekunden dauert so eine Aufnahme. Mehrere Versuche sind oft erforderlich. Die Ergebnisse entsprachen meiner Vorstellung.

 

Ausrüstung:

 

Canon 5D IV, Canon 16mm-35mm f4, Graufilter 1000, Stativ Gitzo

 

Kameraeinstellung:

 

-    Grundeinstellung Bulb, auf Blende f5 eingestellt

-    Manuel fokussiert, Fokuspunkt auf mittlere Buche. Erst hiernach den Graufilter aufgesetzt und ca. 40 bis 50 Sekunde belichtet. Der Graufilter wirkt wie eine Sonnenbrille. Somit kommt wenig Licht an den Sensor und die Belichtungszeit erhöht sich.
-    16mm Brennweite
-    Auf Stativ, Bildstabi aus
-    ISO 400 vor eingestellt
-    In RAW-Format gespeichert

 

Leichte Nachbearbeitung mit Lightroom. Diese erfolgte nach meinem Workflow, wie ich generell Landschaften bearbeite. Tiefen leicht herausgenommen und die Lichter abgedämpft. Das Schärfen bei der Landschaft Fotografie ist bei mir die Regel. Mein Wert liegt meist bei +80. Auch maskiere ich für weiche Übergänge +80.

Kommentare: 3
  • #3

    Dirk (Dienstag, 12 Oktober 2021 10:02)

    Hallo Ines,

    danke für dein Kommentar. Die Idee einer S/W Bearbeitung kam erst nach einem Jahr, als ich mir die Bilder ein weiteres mal betrachtet habe. Ja auf Leinwand, in einer gewissen Größe, könnte ich mir die Bilder auch gut vorstellen.

  • #2

    Bernd Wewior (Sonntag, 03 Oktober 2021 20:26)

    Moin Dirk!
    Die Ergebnisse bei deinen Aufnahmen dieser skurrilen Bäume sind schon richtig Klasse!
    LZB am Tage ist ja auch viel Übungssache, was die Belichtung angeht... und welches Motiv geeignet dafür ist, damit der Unterschied 'fest-flüssig' im Bild auch wirkt. Das ist Dir bei den Bäumen sehr gut gelungen!

  • #1

    Ines Radke (Sonntag, 03 Oktober 2021 17:52)

    Hallo Dirk,
    das ist wirklich eine tolle Fotoidee! Meistens bleibt man ja lieber drinnen, wenn es windig ist :-). Die Bäume, die du dir für Deine Idee ausgesucht hast, sind an sich schon Kunstwerke (Kunstwerk der Natur). Ausgesprochen gut gefallen sie mir mit der Sepia-Bearbeitung. ich stelle sie mir in ganz groß auf einer weißen Wand vor. Das muss klasse aussehen.


Bernd Wewior

 

Langzeitbelichtungen haben seit Jahren für mich einen besonderen Reiz - muss man doch immer etwas „warten“, bis das Ergebnis sichtbar ist - und: bei Tag wie bei Nacht ergeben sich im Bild oftmals Überraschungen, die so nicht vorher sichtbar oder planbar waren.

Besonders bei LZB am Tage mit Graufilter…

- und nicht jedes Bild gelingt auf Anhieb! Gut, dass man bei den Digitalkameras heute sehen, entscheiden und korrigieren kann.

Nachts ist es für mich immer wieder spannend, die Grenzen der Technik auszuloten. Im Februar bei -13 Grad sollte man an Isolierung denken… und ggf. an an einen zweiten Akku, gerade bei Spiegellosen

 

Für die Aufgabe im FST habe ich Aufnahmen aus Februar 2021 und aktuelle vom 28.9 eingestellt:

 

Sternenhimmel mit Polarstern  über dem Schlosssee Gifhorn.

11 Min. belichtet, um viele „startrails“ zu erhalten;  ISO 50;  f8  14mm

Der Lichtschein am Horizont stammt vom Morada-Hotel 

 

Skulptur mit Sternbild Orion   hier lag der Fokus auf der Skulptur,

nicht auf dem Himmel ….  4 Minuten;  ISO 50;   f6,3    14mm

 

Hafen Fallersleben   Gesamtansicht mit 35mm, den linken Ausschnitt dann mit 63mm aufgenommen. Den finde ich persönlich besser.

Beide Aufnahmen 30 sec;    ISO 100;  f6,3   24-70mm (IS aus)

 

Schloss Gifhorn   mit Fokus und Belichtung ausschliesslich auf dem mittleren Sensorfeld - sonst brennt es aus.  Nachträglich dann das asymmetrische Panoformat zugeschnitten. 30s; ISO 50; f5,6   70mm

 

 

Ausrüstung:  

 

Canon EOS 1DX II,  Manfrotto 055 CXPRO4, Kugelkopf mit Pano

Kabelfernauslöser Rollei

 

Workflow:

 

Alle Aufnahmen sind aus RAW entwickelt, meist mit Adobe Landscape. Den Kontrast meist so gelassen, wie er war, da ich mich auf die Lichter konzentriert habe. Dann sind die dunklen Partien so.

 

Leichtes Schärfen über Mikrokontrast  in PSE 15  (aktuell PSE 2021)

Kommentare: 2
  • #2

    Ines Radke (Sonntag, 03 Oktober 2021 17:43)

    Hallo Bernd,

    das hast Du gut gemacht. Schöne, interessante Motive hast Du ausgewählt, die hier stimmungsvoll und in sehr guter Schärfe von dir präsentiert werden. LZB interessieren mich auch sehr. Du hast ja auch schon beim FST erzählt, welche Einstellungen Du vorgenommen hast. Besonders gut gelungen finde ich das erste Bild. Hier kann man gut erkennen, wie die Erde sich dreht. Es ist sehr klar.
    Beim 2. Bild verschwimmen die Spuren der Sterne etwas mehr. War das so gewollt?
    Beim letzten Bild muss ich schon sagen, ich hätte nicht gedacht, dass man bei dieser Nachtschwärze gute Bilder machen kann. :-) Hier muss ich mich eines Besseren belehren lassen. Du hast Dir ein gutes Motiv ausgesucht, welches allein mit der Beleuchtung und der Spiegelung hervorragend wirkt.

  • #1

    Dirk (Dienstag, 28 September 2021 10:40)

    Hallo Bernd,

    Strichzieher (bei Sternen) bekommt man ab 15 Sekunden. Will man sie nicht, sollte nicht über die 15 Sekunden belichtet werden. Aber sie können ja auch gewollt und ein künstlerisches Stilelement sein, so wie bei deinen ersten beiden Bildern.
    Der fallerslebener Hafen ist immer wieder ein schönes Fotomotiv. Ob am Tage oder bei Nacht. Schön von dir in Szene gesetzt!